Vermenschlichte Marken im Marketing: Hui oder pfui?

Anthropomorphismus gilt als ein vielversprechender Trend aus der Kommunikations- und Marketingwelt. Dabei soll sich dieses Stilmittel ideal dazu eignen, Kunden langfristig an eine Marke, Produkte oder Dienstleistungen zu binden.

Doch der Reihe nach: Anthro-bitte-was?

Bei diesem interessant klingenden Wort handelt es sich im Grunde genommen um ein simples Marketinginstrument. Gegenständen oder ganzen Firmen wird mithilfe dieses Tools menschliche Eigenschaften zugesprochen. Beliebte Spielwiesen für dessen kreatives Ausleben sind der eigene Blog, Social Media Kanäle wie Facebook sowie Instagram und die Videoplattform YouTube. Beim Flanieren durch belebte Einkaufsmeilen fällt auf, dass sich auch klassische Werbeplakate vermehrt vom menschgemachten Trend inspirieren lassen.

Hier avanciert das schicke Hemd zum modischen Begleiter und der leistungsstarke Laptop zum Co-Piloten in Sachen persönlicher Ideenverwirklichung. Haben schnöde Produktanpreisungen im Stil der Gebrauchsanweisung vom kleinen Betrieb bis zur Weltmarke nun ausgedient?

Mensch, Marke!

Vor allem als kleines Unternehmen ist es nicht einfach, aus der Masse an findigen Mitbewerbern herauszustechen. Dies ist jedoch notwendig, um potenziell interessierte Kunden erstens zu erreichen und zweitens langfristig zu binden. Was also tun? Eine individuell anpassbare und möglichst skalierbare Werbeidee muss her. Diese sollte den Menschen exakt dort abholen, wo er sich den Großteil seiner Lebenszeit befindet: In der Gefühlswelt.

Das Gute ist: Die Vermenschlichung von Marken setzt genau dort an. Das Schlechte: Wie jede langfristig ausgelegte Marketingstrategie ist diese mit einem gewissen Aufwand verbunden und nicht für jedes Vorhaben eine gute Wahl.

Social Media Trends: Neues Spiel, neues Glück?

Egal, was der traditionsliebende Konkurrent drei Häuser weiter denkt: Aufstrebende Unternehmen setzen unabhängig ihrer Größe auf zeitgemäßes Social Media Marketing. Mit Blick auf die weltweit gesättigten Märkte am besten Gestern.

Es genügt jedoch nicht, einen Facebookpost im Quartal abzusetzen oder einige Sekunden an verwackeltem Videomaterial auf YouTube hochzuladen. Möchten Firmen wirklich im Gedächtnis von König Kunde bleiben, bieten sie regelmäßig emotionalen Mehrwert an. Beispielsweise in Form vermenschlichter Marken. Anthropomorphismus unterstützt schließlich dabei, sich vorteilhaft zu präsentieren und einen positiven Eindruck auf Augenhöhe zu hinterlassen.

Dies wiederum spielt eine Rolle, sollen Konsumerlebnisse mit wünschenswert angenehmen Emotionen verbunden sein.

Und unter uns gesagt: Wer möchte das nicht?

So wirken vermenschlichte Werbebotschaften im Unterbewussten. Den Teil der menschlichen Psyche, der über Liebe und Abneigung, Lust und Frust sowie über im Idealfall clevere Bauchentscheidungen bestimmt.

Drum prüfe, wer wie wirbt

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Logisch und gilt ebenfalls für Werbestrategien. So vermag auch Anthropomorphismus nicht, ohne weiteres Zutun von Menschenhand rote Zahlen in grüne Ziffern zu verwandeln. Vermenschlichte Marken zu etablieren ist zwar ein mächtiges Werkzeug, jedoch nicht die Basis des unternehmerischen Erfolges.

Vielmehr müssen Qualität, Zielgruppe und Nutzwert übereinstimmen. Erst dann ist zu überlegen, ob das Marketingtool zum eigenen Angebot passt. Denn: Soll der Korkboden zum Schnäppchenpreis wirklich die starke Schulter sein, die das Gestalten herrlicher Wohnträume erst ermöglicht? Oder handelt es sich bei diesem Produkt nicht doch besser um einen robusten Boden, der einfach zu reinigen ist?

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